Wenig Platz bei der Voranzucht

Bei vielen Gartenblogs sehe ich das Thema: „Gärtnern auf kleiner Fläche“ aber nicht “Wenig Platz für die Voranzucht”. Bisher vermisst habe ich den Teil über „Gärtnern auf großer Fläche aber kleine Anzuchtmöglichkeiten“. Da wir in diesem Jahr eine Menge neue Pflanzen ausprobieren, bewährte erneut ausbringen und noch Pflanzen aus dem letzten Jahr haben, sind wir schon vor Monaten an unsere Grenzen gestoßen.

Unsere Voranzucht steht im Garten zur Abhärtung. Bis dahin war es ein langer Weg.

Meine Frau und ich wohnen in einer 45qm Wohnung, mitten im Ruhrgebiet. Unser Garten umfasst rund 450qm alles in allem. Ein Gewächshaus haben wir erst seit 2020, was jedoch nicht beheizt und daher für die Voranzucht wenig geeignet ist. Zeitgleich liegen aber jede Menge Samentüten mit teils sehr exotisch anmutenden Namen wie „Erdmandeln, Naranjilla, Inkagurke, Garden Huckleberry, Kiwano – Horngurke“ und (gefühlt) tausend weiteren bereit. Sie alle wollen starten, wachsen und Früchte bringen. Nur wohin?? Ein einziges Südwest-Fenster ist keine gute Ausgangslage, um im großen Stil Jungpflanzen vorzuziehen.

Da auch das Geld immer Mangelware ist – wem geht das denn nicht so? – mussten wir also kreativ werden. Entstanden ist etwas, worauf wir absolut stolz sind. Die wenige Fläche wurde bestmöglich ausgenutzt. Aber fangen wir am Anfang an:

Zimmergewächshaus 🙂

In der Waagerechten ist kein Platz, also geht es in die Vertikale. Da auch am Fenster der Platz sehr begrenzt ist, haben wir uns für ein „Outdoor-Gewächshäuschen“ entschieden, das nun bei uns im Wohnzimmer steht. Das ist im Grunde ein Regal mit einer durchsichtigen Folie drum herum.
Gewächshäuschen (*)
Das Regal haben wir dann in die – einzig freie!!! – Ecke gestellt. Dort erreicht die Pflanzen jedoch kein Sonnenlicht. Bedeutet, alle Pflanzen würden eingehen oder erst vergeilen und dann sterben. Suboptimal. Also musste Licht her. Da haben wir uns u.a. für Tageslichtlampen entschieden. Nur worauf muss man da achten?

Im Grunde muss es keine Lampe für 2.000 EUR das Stück sein. Die haben natürlich auch ihre Qualität und Daseinsberechtigung, aber für den „Otto-Normal-Gärtner“ sind sie nicht notwendig.

Zuerst haben wir es mit den Lampen auf dem Foto probiert. 45W Lampen mit Schwanenhals. Diese sind sehr nah über den Aussaatboxen positioniert, damit die Pflanzen direkt die volle Leistung bekommen. Hierbei haben wir Luxwerte (Lichtleistung) von 4500 gemessen, die schon extrem hoch sind. Mehr braucht die kleine Pflanze zu Beginn definitiv nicht.

Trotzdem waren wir damit auf Dauer nicht zufrieden und sind zusätzlich auf die runden 300W Lampen umgestiegen, die wir am Regalboden festgemacht haben. Durch das Drahtgeflecht kann man die Ösen sehr gut schieben und die Lampe immer fein justieren. Sie sind in etwa gleich teuer, erleuchten aber deutlich gleichmäßiger. Bei den Schwanenhälsen hatten wir immer das Problem, dass die Pflanzen direkt darunter kein Licht abbekommen haben. Das ist nun nicht mehr der Fall.

Wir nutzen zwei von diesen Lampen: Pflanzenlampe 300W rund.

Damit die Keimung zudem möglichst zügig von statten geht, haben wir uns noch Heizmatten zugelegt. Dies verkürzt die Keimzeit bei vielen Samen um 30 – 50% haben wir festgestellt. Zudem reicht eine Heizmatte, um im gesamten Zimmergewächshaus (in Verbindung mit der Abwärme der Lampen) angenehme 30 – 32 Grad zu erschaffen. Das lieben unsere Pflanzen und gedeihen prächtig.

Somit waren die Voraussetzungen geschaffen, um nun im Rekordtempo neue Pflanzen zu erschaffen. Natürlich lassen sich manche Samen trotzdem weiterhin Zeit. Unsere Physalis haben zum Teil einen Monat gebraucht, bis sie sich bequemten, mal zu keimen. Mexikanische Minigurke und Erdmandeln sind dagegen schon nach 2 Tagen gekeimt. Aber das ist dann auch in Ordnung. Man kann die Natur eben nur bestmöglich unterstützen, machen muss sie es selbst.

Haben unsere Pflanzen nun die ersten echten Blätter (Keimblätter werden nicht dazu gezählt), topfen wir sie um. Dafür haben wir uns für ein „Komplettsystem“ von green24 entschieden. Natürlich kann man auch alles in irgendwelche Joghurtbecher topfen, aber ab einer bestimmten Menge Pflanzen, möchte man es effizient und übersichtlich haben. Zudem haben gleichgroße Töpfe den Vorteil, dass man den Platz optimal ausnutzt. Hier einmal die Übersicht der Produkte, die wir nutzen. Wie sie eingesetzt werden beschreibe ich anschließend:
Pflanztöpfe (8x8cm): https://amzn.to/2HL9BJw
Pflanzwanne mit Vlies: https://amzn.to/2TDy30Q

In eine Pflanzwanne bekommt man 24 der 8×8-Töpfe hinein. Dann stehen sie bequem, haben Luft dazwischen und haben besten Kontakt zum innen liegenden Vlies. Durch die Wanne hat man gleich zwei riesige Vorteile, wie wir finden:
1. Man kann super einfach Wasser geben. Einfach in die Wanne schütten, das Vlies saugt sich voll und gibt das Wasser an die Erde ab. Wir müssen nur 1x pro Woche, Anfangs sogar nur alle 2 Wochen gießen. Ich LIEBE es!
2. Der Transport der kleinen Pflänzchen ist so einfach geworden. Eine Box = 24 Pflanzen und man muss nicht immer irgendwas suchen, um sie hineinzustellen.

Ich habe als Hinweis bekommen, dass man derartige Wannen eventuell auch beim Gärtnereibetrieb „um die Ecke“ bekommen kann. Vielleicht dort einfach mal freundlich nachfragen?! Wir können es nur empfehlen, vor allem wegen der Wassergabe.

Pflanzen wachsen gut, aber trotzdem: Wenig Platz?!

Nachdem die Jungpflanzenproduktion nun auf vollen Touren lief, fiel uns auf, dass wir ja eigentlich gar keinen Platz in der Wohnung haben. Das kleine Gewächshaus in Form eines Regals war bereits mit besonderen Exoten (Clitoria Ternatea, Moringa oleifera, Pepino Birnenmelone und Amorphophallus Titanum) + 3 Anzuchtboxen und Minipflanzen voll. Im Januar war aber absehbar, dass noch einige hundert Pflanzen dazu kommen würden. Viel zu wenig Platz. Also musste Staufläche her.

Wir haben uns dann überlegt, in den Keller auszuweichen. Der ist auch klein und ziemlich voll, sodass wir erneut improvisieren mussten. Im Internet stieß ich auf sogenannte Growboxen, die im Grunde der Traum eines jeden Gärtners sein dürften. Beim Preis von 500 – 800 EUR habe ich jedoch nur müde gelacht und die Webseite wieder geschlossen. Es musste eine Alternative her. Die haben wir gefunden!

Man nehme:

  1. Ein (oder in unserem Fall zwei) Schwerlastregal(e) – gibt es im Baumarkt für 19 -39 EUR oder bei Amazon (*)
  2. Silofolie (Schwarz/Weiß-Folie): https://amzn.to/2GMsMAE
  3. Lampen: https://amzn.to/2FIVMcg
    Kabel für Lampe: https://amzn.to/2UgG0xj
  4. Klebeband (Handelsüblich)
  5. Dünnen Draht
  6. Kleine (Neodym) Magneten – optional –
  7. Heizkabel (optional): https://amzn.to/36pcYQQ
Growbox Marke Eigenbau

Es sei gesagt, dass wir handwerklich echte Nieten sind, trotzdem haben wir es problemlos hinbekommen. Also nicht jetzt schon aufgeben. Als erstes baut ihr die Schwerlastregale auf. Nun nehmt ihr die Silofolie und schneidet sie in vier passende Bahnen, die ihr dann – mit der weißen Seite nach innen – an das Regal klebt. Dafür hat sich bei uns „Panzertape“ oder „Paketklebeband“ empfohlen. Das kann je nach Platzangebot eine sehr frickelige Angelegenheit sein. Zum Glück ist meine Frau sehr klein und schlank, sodass sie einer eingemauerten Person gleich, hinter dem Regal stehen konnte und die Folie anbrachte. Natürlich hätte man das Regal raustragen, fertigmachen und wieder reintragen können, aber einfach kann ja jeder.

Anschließend haben wir die Lampen angebracht. Hier haben wir uns für normale LED-Leuchtstoffröhren entschieden. Die gibt es auch im Baumarkt, zu einem ähnlichen Preis. Die von uns verlinkten haben jedoch einen großen Vorteil: wir brauchen nur 3 Kabel für sechs Lampen, da diese sich über einen beiliegenden Stecker in Reihe verknüpfen lassen. Zudem ist bei diesen Lampen und dem Stecker keine Fähigkeit in Sachen Elektrik notwendig. Die im Globus Baumarkt hatten alle keine Steckermöglichkeit und waren für uns Laien somit uninteressant.


Pflanzkiste mit Töpfen, Vlies und drumherum Heizkabel. Darüber die Lampe, die mit Draht am Regaloberboden befestigt ist.

Das Ganze funktioniert aber mit jeder Lampe, die mind. 6000K Leistung aufbringt. Lasst euch da also nicht verunsichern. Mit dem dünnen Draht haben wir die Lampen nun an dem jeweiligen Boden angebracht. Vorteil des Drahts ist, dass man die Lampe dadurch später (wenn die Pflanzen gewachsen sind) nach oben verändern kann. So kann man die Lampe jederzeit justieren.

Wozu die Magneten? Wir gehen 1-2 Mal die Woche zu unseren Jungpflanzen (Anfangs öfter, aber nun sind wir entspannter, da wir unserem System vertrauen) und müssen dann immer die vorderste Folie hochmachen, um hineinsehen zu können. Damit man nicht ständig neues Klebeband benutzen muss, haben wir uns für Neodym Magneten entschieden (gibt es bei Amazon zum kleinen Preis oder beim Chinahändler eures Vertrauens (AliExpress z.B.)), die man bequem dran und wieder abmachen kann. Spart Nerven!

In unserem Keller war es nun immer zwischen 11 und 14 Grad. Das ist für Jungpflanzen, insbesondere Auberginen, Physalis und Naranjilla schon tiefster Winter. Da wir aber nicht den gesamten Raum heizen wollten, entschieden wir uns für ein Heizkabel. Das haben wir einfach auf unseren „Growbox-Light“ Böden verlegt (1 Kabel reichte für zwei Regale, also guter Preis) und schon hatten wir angenehme 20 – 22 Grad innerhalb der Regale. Je nach Witterung draußen, stieg die Temperatur dann auch auf 26 Grad. Dadurch haben unsere Physalis direkt Vollgas gegeben und wir haben nun einen kleinen Dschungel im Keller.

Das ist schön, aber nicht ganz in unserem Sinne, denn je nach Monat dauert es noch, bis die Pflanzen raus können. Daher haben wir uns für ein Kontrollsystem entschieden, wodurch wir die Temperatur immer automatisch anpassen lassen können. Das System zeigt uns zudem immer, wie es aktuell aussieht und wie der Verlauf war. Das gibt uns den perfekten Überblick. Da die „Growbox-Light“ ein in sich geschlossenes System ist, kann man alles darin kontrollieren und somit seinen Pflanzen die perfekte Bedingungen bieten.

Für die Kontrolle haben wir uns nach langem vergleichen und suchen, für die Inkbird ITC-308 WLAN entschieden. Hierbei handelt es sich um ein Kontrollsystem, das einem bequem in einer – nicht immer sehr gut funktionierenden aber einfachen – App anzeigt, was man wissen möchte. Ich kann vom Sofa aus die Temperatur im Keller abfragen und Veränderungen daran vornehmen. Das ist ein sehr schönes Feature, das ich gerne nutze. Vor allem weil es den Gang in den Keller spart Temperatursteuerung: https://amzn.to/2HJVaFv
Die Bedenken, die mancher Rezensent in Bezug auf die Berechtigungsanforderung hatte, konnte ich in der App nicht nachvollziehen. Mit Android 8.1 konnte ich alle überflüssigen Rechte einfach entziehen. Also nicht davon abgeschreckt fühlen.

Wir haben nun Ende April und die Voranzucht ist in vollem Gange. Sämtliche Regalböden sind komplett gefüllt. Pro Boden kann man bei einem 90cm langen Regal rund 30 – 40 Pflanzen in den 8x8cm Töpfen unterbringen. Das reicht derzeit noch aus. Ob wir im nächsten Jahr noch die Keller unserer Nachbarn mit Beschlag belegen müssen wird sich zeigen. 😀

Hoffe, dass ich Dir einen guten Einblick in die Möglichkeiten, viele Pflanzen bei wenig Platz – zu einem akzeptablen Preis – vorzuziehen, geben konnte. Hast Du noch weitere Möglichkeiten, die wir vielleicht übersehen haben? Machen wir uns das Leben zu schwer? Schreib uns doch einen Kommentar. Entweder hier auf oder Facebook. Wir freuen uns drauf!

Noch ein Hinweis: Bei den Links handelt es sich um “Werbelinks” von Amazon. Bedeutet, wenn du darüber bei Amazon kaufst, bekommen wir eine kleine Provision. Für dich ändert sich nichts am Preis. So kannst du uns einfach unterstützen. Wir würden uns freuen.


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Über Dennis

Mein Name ist Dennis, ich bin 38 Jahre alt und wohne zusammen mit meiner Frau Beth Eden und unserem Sohn David in Herten. Das liegt mitten im Ruhrgebiet, weswegen wir uns auch für diesen Namen entschieden haben. Seit Januar 2018 sind meine Frau und ich mit dem "Gartenfieber" infiziert und verbringen jede freie Minute damit, unser Paradies zu erschaffen.

Ein Kommentar

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