Beete umgraben oder nicht?

Schon bei unseren Großeltern war es üblich: vor dem Winter Beete umgraben. Auf die Weise sollte die Erde aufgebrochen werden und einer Anpflanzung um kommenden Jahr nichts mehr im Weg stehen. Das System hat “doch eigentlich” gut funktioniert. Wieso kommt dann jetzt immer wieder das Thema “No Digging”, also “nicht umgraben” hoch?

Der Boden unter unseren Füßen ist ein hochkomplexer Organismus, der weit mehr als nur Dreck, Matsch und Getier darstellt. Es ist ein Ökosystem für sich selbst. Die Lebewesen, die sich in einer Hand Erde befinden sich mehr als es Menschen auf der Erde gibt, so sagt man.
Für unser Auge sind die üblichen Verdächtigen schnell identifiziert: Regenwurm, Assel, Spinne, Tausendfüßler und in manchen Gärten auch Maulwurf und Wühlmaus.

Den Großteil der Lebewesen können wir aber gar nicht sehen. Sie sind so klein, dass unser Auge sie nicht erfassen kann. Und dort geschieht zusammen mit den eben genannten Lebewesen die Magie. Organisches Material wird von ihnen allen in nahrhaften Humus umgesetzt, der wiederum von Pflanzen zum Wachstum benötigt wird. Diese sterben irgendwann und werden von den Lebewesen wieder umgesetzt. Ein perfekter Kreislauf.

Sollte ich meine Beete umgraben?

Wir selbst sind Verfechter der Methode, des Nicht-Umgrabens. Das hat erstens damit zu tun, dass es echt harte Arbeit ist und wenig Spaß macht. 🙂

Viel wichtiger aber ist, dass man durch seine Faulheit den Organismus Boden unterstützt. Wie schon gesagt, ist das System sehr komplex. Jede Mikrobe hat ihren Lebensraum in dem ganzen Gefüge. Es gibt welche, die wohnen lieber an der Oberfläche und andere wiederum hassen es. Diese bevorzugen einen dunklen, kalten und von den äußeren Einflüssen abgeschotteten Bereich. Sie alle haben aber gemein, dass sie unverzichtbar für den Boden und somit auch für unsere Pflanzen sind.

Würde man jetzt hingehen und gräbt den Boden 1-2 Spaten tief um, würde das ganze System durcheinander kommen. Mikroben und andere Lebewesen werden durcheinander geworfen und gelangen in Zonen, in denen sie nicht überleben können. Das führt dazu, dass sie sterben.

Die Natur selbst sieht auch kein Umgraben vor. Es zerstört das ganze Gefüge und braucht Zeit, um wieder repariert zu werden. Viel sinniger ist es, von der Natur zu lernen und sie für sich arbeiten zu lassen.

So kann man durch regelmäßige ausbringen von Mulchmaterial (Grasschnitt, Laub, Pflanzenreste etc.) dafür sorgen, dass alle Lebewesen im Boden eine perfekte Umgebung zum Wachstum haben. Sie verwerten das Material und führen die Nährstoffe wieder den Pflanzen zu. Zeitgleich schützt das Mulchmaterial den Boden vor der Sonne und dem Regen.

Details dazu haben wir in unserem Artikel: “Beete anlegen” und “Beete anlegen 2” beschrieben.

Ein Experte auf dem Gebiet ist Charles Dowding. Dieser betreibt in England einen riesigen Garten nach dieser Methode und erzielt damit massig Ertrag. Hier findest du seinen Blog: Charles Dowding.

Es hat also sehr viele Vorteile darauf zu verzichten Beete umgraben zu wollen. Trotzdem kann es in manchen Situationen Sinn ergeben.

Wenn euer Boden sehr hart ist und schon lange nicht mehr bepflanzt worden ist, kann ein einmaliges Umgraben sinnvoll sein. Anschließend solltet ihr aber direkt dafür sorgen, Humus aufzubauen. Zum Beispiel durchs ausbringen von Pferdemist oder Pflanzenreste. Das ständige Mulchen wird dann langfristig dazu führen, dass ihr einen lockeren Boden bekommt. Der Boden kann sich nämlich selbst heilen, dafür braucht er uns nur sehr bedingt.

Auch in der Landwirtschaft ist es wegen des Einsatzes von schweren Maschinen (die den Boden verdichten) oft sinnig, ihn aufzulockern. Aber auch hier werden jedes Mal wieder die ganzen Systeme durcheinander gebracht. In wie fern ein “Nicht-Umgraben” in der Industrie irgendwann einmal möglich und sinnig ist, können wir leider nicht beurteilen. Für den normalen und großen Hausgarten ist es jedenfalls unserer Meinung nach die eindeutig bessere Lösung.

Beth auf dem Feld von “Meine Ernte”

Erfahrungen

Das hat auch damit zu tun, dass wir in 2021 die Möglichkeit hatten, auf einem landwirtschaftlich genutzten Feld (45qm) einen eigenen Gemüsegarten für eine Saison anzulegen. Dies war über den Betreiber “Meine-Ernte” angeboten und wir sind vergünstigt über eBay-Kleinanzeigen daran gekommen. Als ich dort den Spaten in den harten Boden gerammt habe, haben wir auf rund 10qm vielleicht fünf bis sechs Regenwürmer gefunden. Auch hat es ewig gedauert, bis das Gießwasser in den Boden eingesickert ist. Eine Menge lief einfach davon und das obwohl es am selben Tag bereits geregnet hatte.

Mache ich das bei uns im heimischen Garten, komme ich auf dreißig und mehr Regenwürmern aller Größenordnungen. Auch ist die Erde bei uns sehr humos und nicht so blockartig wie auf dem Feld, das von schweren Maschinen für die “Meine-Ernte”-Kunden vorbereitet wird. Das Wasser wird schnell vom Boden aufgenommen und nur ein sehr kleiner Teil läuft weg. Ein langfristiger Humus-Aufbau ist dort auch nicht gewollt, da alles im Herbst “platt gemacht” wird und keine Pflanzen stehen bleiben.

Unserer bescheidenen Meinung nach sieht man auf diese Weise sehr gut, was gut funktioniert und was nicht von Dauer sein kann. Das Hauptziel muss es daher für uns sein, unsere Böden gesund zu halten. Wir sind von ihnen abhängig, denn ohne sie können wir kein Gemüse produzieren. Beete umgraben bleibt daher ein No Go für uns (ausgenommen das erste Auflockern!)

Auch wenn es nur für eine Saison ist, haben wir auf dem Feld bereits Mulch ausgebracht und werden unsere kleine Parzelle möglichst naturnah bepflanzen. Wird zwar nicht viel ausmachen aber vielleicht schon. Wer weiß das schon? 🙂

Wie handhabst du das? Beete umgraben oder bist du wie wir, eher auf der ruhigeren Seite? Hat dich unser Artikel darüber nachdenken lassen? Schreib uns doch gern einen Kommentar und abonniere unseren Newsletter, um keinen Beitrag zu verpassen.


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Über Dennis

Mein Name ist Dennis, ich bin 38 Jahre alt und wohne zusammen mit meiner Frau Beth Eden und unserem Sohn David in Herten. Das liegt mitten im Ruhrgebiet, weswegen wir uns auch für diesen Namen entschieden haben. Seit Januar 2018 sind meine Frau und ich mit dem "Gartenfieber" infiziert und verbringen jede freie Minute damit, unser Paradies zu erschaffen.

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